Regen, Regen, Regen.

Es ist ein schmaler Grat zwischen der Freude über jeden Tropfen, der in der trockenen Jahreszeit für Pflanzenwachstum und Abkühlung sorgt, und der Sorge über steigende Pegelstände, die Flüsse über die Ufer treten lassen und Äcker überfluten. Es lässt uns erahnen, wie abhängig wir von den äußeren Umständen unserer Mitwelt sind. Ähnlich verhält es sich mit dem sozialen Zusammenhalt, sei es im Rahmen unseres Arbeitskollektivs, unserer Mitgliedschaft oder der größeren Gesellschaft. Je mehr wir sind, desto mehr können wir Verantwortung, Arbeit und Freude teilen. Je mehr wir sind, desto anstrengender und kraftraubender ist der Prozess, dies alles zu schaffen und zusammenzuhalten. Wir möchten uns bedanken: Bei allen, die uns in diesem Jahr mit ihren finanziellen und persönlichen Ressourcen unterstützt haben! Bei den Menschen, die uns mit Rat und Tat zur Seite standen! Bei den Netzwerken und Kooperationen, die uns das Gefühl geben, nicht alleine zu sein. Herzlichen Solidarischen Dank!

Das Arbeitskollektiv

Was bedeutet es, im Kollektiv zu arbeiten? Wer ist Teil des Kollektivs?
Mit diesen und vielen anderen Fragen haben wir uns auch in diesem Jahr praktisch und theoretisch auseinandergesetzt. Kollektiv bedeutet für uns nicht nur pragmatisch Arbeitszeit zu teilen. Uns wird immer klarer, wie instabil unsere Gesellschaft in Zeiten zunehmender Krisen ist. Das Gefühl gemeinsam und vernetzt zu sein, anstatt alleine mit Problemen und Stress konfrontiert zu sein, hat uns allen sehr viel Halt gegeben. Auf die eingangs gestellten Fragen gibt es keine einfachen Antworten. Zu unterschiedlichen Zeiten hat jedes von uns anders darüber gedacht und sich anders als Teil oder im "Kollektiv" gefühlt. Was wir aber sagen können: Wir alle sind auch im nächsten Jahr noch dabei. Das allein werten wir schon als großen Erfolg und gibt uns Zuversicht für das kommende Jahr.

Tierhaltung / Grünland / Käserei

Es war ein schwieriges Jahr für die Tierzucht. Nach zwei Jahren stehen wir am Scheideweg, ob Milchviehhaltung mit wenigen Tieren, mit dem Schwerpunkt auf Freilandhaltung, artgerecht (Kälber mit ihren Müttern) und möglichst extensiv durch Verzicht auf Futtergetreide am Standort Unterrieden möglich ist. Und ebenso wichtig, ob wir damit auch die menschliche Arbeit ausreichend entlohnen können.
Es gab einige Rückschläge. Zum Beispiel der Verkauf von zwei Altkühen wegen chronischer Krankheiten oder der Verlust von wichtigen Flächen in Hofnähe. Das alles hat uns sehr verunsichert. Aber es gab auch Lichtblicke. Wir haben das Gefühl, dass wir qualitativ hochwertigen Käse produzieren und damit unsere Mitglieder das ganze Jahr über versorgen können. Wir konnten auch einige logistische Probleme auf unserem engen Hof verbessern.
Es ist klar, dass wir bei den nicht gerade rosigen Aussichten für die Landwirtschaft, was Förderung und Vermarktung betrifft, auf wenig Hilfe von außen zählen können. Diese Unterstützung werden wir aber brauchen, wenn wir diesem Betriebszweig eine langfristige Zukunft geben wollen. So benötigen wir dringend mehr Weidefläche und eine externe Finanzierung für einen größeren Unterstand.

Ackerbau / Bäckerei

Gutes Brot braucht Zeit und Ruhe.
Nach zwei Jahren Anbau und vielen Backversuchen mit unserem Getreide wollen wir ab nächstem Jahr auch diesen Arbeitsbereich auf ein ausgewogenes Lohn- und Verbrauchsniveau bringen. Die guten Ergebnisse im fluglosen Anbau haben uns bestärkt und geben uns mehr Sicherheit. Es bleibt natürlich abzuwarten, inwieweit sich die veränderten Bodenstrukturen und Nährstoffkreisläufe langfristig bewähren. Nachdem wir Erfahrungen mit einem trockenen und einem sehr nassen Jahr sammeln konnten, kommen wir nun in eine Phase, in der wir hoffentlich sehen werden, wie sich die Erntemengen entwickeln. Mit dem Populationsweizen haben wir eine klimaresiliente Weizensorte in die Fruchtfolge aufgenommen, die uns in der Bäckerei viel Freude bereitet. Natürlich bleibt die Frage nach einem vielfältigeren Sortiment. Hier setzen wir derzeit verstärkt auf Kooperationen mit anderen Betrieben, da wir mit unserer kleinen Ackerfläche nur wenig Spielraum haben. Wir wünschen uns für 2024 viele neue Brotanteile und sehen auch im Ausbau der Bäckerei noch viele ungenutzte Möglichkeiten.



Gemüsebau

Über die Aufbauarbeit des Gemüsebauteams haben wir bereits im letzten Newsletter berichtet. Dass wir es in diesem Jahr geschafft haben, neben den vielen Bauprojekten unseren Mitgliedern eine ganzjährige, stabile Gemüseversorgung auf dem Gelände anbieten zu können, ist dem Einsatz der Gärtner*Innen und helfenden Hände zu verdanken. Es hat uns sehr gefreut, dass auch den Anwohner*Innen und vielen Spaziergänger*Innen die blühende, farbenfrohe Vielfalt in liebevoll gepflegten Reihen nicht entgangen ist und positive Resonanz ausgelöst hat.

Schulbauernhof

Auch in diesem Jahr haben uns wieder unzählige Menschen besucht. Zusammen mit unserem Kooperationspartner, dem Schulbauernhof Hutzelberghof, kamen an 50 Wochen im Jahr begeisterte, neugierige, manchmal etwas schüchterne und sicher auch der eine oder andere genervte junge Mensch, um zumindest einen kleinen Einblick in die landwirtschaftlichen Abläufe und Arbeiten zu bekommen. Wir hoffen, dass sie etwas mit nach Hause genommen haben, und sei es nur das Gefühl der eigenen Hand auf dem Körper einer wiederkauenden Kuh.

Verwaltung und Mitgliedschaft

Es bleibt eine Herausforderung, die Betriebsausgaben für die drei Betreibszweige Gemüse, Tierhaltung und Ackerbau mit den vielen saisonalen Schwankungen bei Ausgaben und Einnahmen vollständig zu überblicken. Wir glauben jedoch, eine gut funktionierende Verwaltungsstruktur aufgebaut zu haben, die wir eigenständig führen können. Wir sind zuversichtlich, dass wir mit den Zahlen der letzten zwei Jahre einen guten Überblick bekommen haben, was wir in Zukunft brauchen, um den Betrieb führen zu können. Auch aus Sicht der Mitglieder kommen wir damit einer transparenten Antwort auf die Frage, was die Versorgung mit regionalen Lebensmitteln kosten sollte, näher.

Bis zu einer positiven Bilanz im Sinne von Nachhaltigkeit, fairen Löhnen und gemeinsamer Verantwortung in der Landwirtschaft ist es noch ein weiter Weg. Es wird noch viele Probleme und Herausforderungen geben, um eine bessere Balance zwischen Konsument*innen und Produzent*innen herstellen zu können. Es wird sicher noch viele Diskussionen und Erfahrungen in der gemeinsamen Organisation brauchen.
Aber die Bilanz kann sich sehen lassen:
Wir konnten in diesem Jahr über 130 Personen und Kleingruppen mit Gemüse, Milch und Brotprodukten versorgen und 8 bezahlte Arbeitsplätze schaffen. Wir hatten über 10 Praktikant*innen in allen Arbeitsbereichen auf dem Hof. Wir haben FÖJ-Seminare, Workshops zu Gemüseanbau und Traktoren auf dem Hof durchgeführt. Wir haben gemeinsam mit vielen Menschen ein tolles Hoffest mit Musik und Kultur auf die Beine gestellt. Und wir haben einen Raum geschaffen, in dem es viel Platz und Struktur für weitere Ideen, Konzepte und Entwicklungsmöglichkeiten gibt.

Wir freuen uns auf ein weiteres Jahr mit euch und wünschen allen einen guten Start ins neue Jahr!

Eure Kollektivistas

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