War es das schon mit dem Winter?

Der wärmste Januar seit Beginn der Aufzeichnungen und die ersten durchgehenden 12 Monate mit mehr als 1,5 °C über dem vorindustriellen Niveau. Das Jahr beginnt mit einigen traurigen Rekorden. Und auch die Stimmung in der Gesellschaft scheint sich langsam aber sicher aufzuheizen. Mit den Bäuer*Innenprotesten ist es zwar gelungen, auf die Nöte der Landwirtschaft aufmerksam zu machen. Leider scheint weder der Bauernverband noch ein Großteil der Bäuer*Innen wirklich über die Notwendigkeit von Rettungsmaßnahmen für eine vielfältige, regionale und kleinstrukturierte Landwirtschaft sprechen zu wollen - es bleibt bei einem sehr einseitigen Ruf nach Abbau von Umweltauflagen und dem Verbleib in einer subventionierten, abhängigen Grundstruktur. Als Solidarische Landwirtschaft wollen wir hier Teil der Lösung sein. Deshalb waren wir auch dieses Jahr wieder mit einem breiten Bündnis auf der Wir-haben-es-satt-Demo in Berlin.

Das Arbeitskollektiv

Wir investieren derzeit viel Zeit in die Aufarbeitung unserer internen Strukturen. In den zwei Jahren des Aufbaus hat sich einiges an gemeinsamer Entwicklung, aber auch an Konflikten und Überforderung angesammelt. Wir sehen eine verstärkte Notwendigkeit, die Veränderungen und Erkenntnisse der Aufbauzeit auch in unser Leitbild und Selbstverständnis einfließen zu lassen und lassen uns dabei auch professionell begleiten. Auch das gehört zur Realität der gemeinsamen Verantwortung: Die Entwicklung geht oft schneller, als wir uns bewusst sind.
Mit dem Abschluss des Jahresabschlusses sowie der Budgetplanung 2024/25 sind wir nun bereit, gemeinsam mit unseren Mitgliedern in die neue Saison zu starten. Wir hoffen auf eine rege Teilnahme an der Jahreshauptversammlung am 24.02.2024 in Witzenhausen. Neben einem gemeinsamen Rückblick gilt es auch wieder über die Mitgliedsbeiträge zu entscheiden und in einen aktiven Austausch über die weitere Vereinsentwicklung zu treten.

Tierhaltung / Grünland / Käserei

Die Tierhaltung bleibt auch in diesem Winter eine Herausforderung. Das milde Wetter erschwert die Fütterung und die Haltungsbedingungen im Freien. Wir sind uns einig, dass die strukturellen Bedingungen für Tier und Mensch grundlegend verändert werden müssen. Um das Projekt Laufstall 2025 umsetzen zu können, werden wir daher viel Zeit und finanzielle Ressourcen aufwenden müssen. Dafür benötigen wir dringend Unterstützung in den Bereichen Förderung, Planung und Bau. Bitte sprecht uns an.
Erfreulich ist, dass die letzte Trächtigkeitsuntersuchung unsere anfänglichen Bedenken ausgeräumt hat. Alle Mutterkühe sind, wenn auch sehr zeitversetzt, trächtig und wir erwarten bereits Ende des Monats die ersten Kälber. Mit dem neuen Bullen aus Waldkappel, links oben im Bild, haben wir nun auch eine deutlich bessere Ausgangssituation, was den Erhalt der "Alten Angler"-Linie betrifft. Wir freuen uns auch über die Vernetzung und die angestrebte Kooperation mit dem Hof Sickenberg.

Ackerbau / Bäckerei

Das Arbeitskollektiv hat sich um eine weitere Person erweitert. Adri hat viele Jahre in Bäckereien in Frankreich und Deutschland gearbeitet. Wir freuen uns sehr über sein mild gesäuertes Sauerteigbrot und seine wertvollen Erfahrungen.
In den nächsten Wochen steht eine weitere kleine Umbauphase der Bäckerei an und wir suchen noch intensiv nach einem bezahlbaren Kneter.
Auf die Felder schauen wir derzeit mit gemischten Gefühlen. Einerseits sieht der Winterroggen mit Untersaat im Moment nicht so gut aus. Zum anderen haben die abwechselnden Überschwemmungen und Frosteinbrüche unserem Acker nicht gerade gut getan. Mal sehen, wie es weitergeht und welche Lösungen uns noch einfallen.


Gemüsebau

Nach den dramatischen Erfahrungen in Freudenthal vor einigen Jahren, als ein großer Teil der Gewächshäuser dem Schneedruck nicht mehr standhalten konnte, waren wir an den wenigen, aber schneereichen Tagen besonders aufmerksam. Dank Nachtschichten und viel Einsatz ist bisher alles gut gegangen. Auch das Lagergemüse scheint wenig unter Mäusedruck zu stehen und die Tunnelkulturen laufen gut an.
Die Anbauplanung ist abgeschlossen und die ersten Jungpflanzen sind bereits unterwegs. Da wir das neue Gewächshaus erst im Sommer in Betrieb nehmen werden, nutzen wir die Zwischenzeit, um unsere Mitglieder mit sehr frühen Möhren und Kohlrabi zu versorgen. Außerdem ziehen wir das bisherige Feldgemüse in einen erweiterten Market-Garden-Block um. Nach reiflicher Überlegung und aufgrund fehlender Traktortechnik haben sich die Gärtner*innen hier für eine einheitliche Anbauform entschieden.
Die Sommerbaustellen für den ersten, rollbaren Folientunnel sowie die Ausstattung des Anbaus sind in Planung. Auch hier wird es in diesem Jahr noch einige größere Arbeitseinsätze geben.


Schulbauernhof

Auf dem Schulbauernhof gibt es einige personelle Veränderungen. Es wird wieder einige Zeit und einige Treffen brauchen, bis wir uns gut gefunden haben. Ab nächster Woche sind die ersten Schulklassen angemeldet und wir freuen uns auch dieses Jahr wieder auf viele neugierige Fragen rund um das Thema Landwirtschaft und Ernährung.

Auf eine neue, vielfältige, bunte und geschmackvolle Saison 2024/25!

Eure frühlingsbedürftigen Kollektivistas

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