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Anstehende Termine
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14. Sept. - Hoffest 2024: 3 Jahre SoLaWi in Oberrieden
16. - 18. Sept. - Renovierungstage Abholraum Witzenhausen
19. Okt. - Sauerkrautaktion Oberrieden (vorrauss. Termin)
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Ab wann ist es eigentlich eine Kriese?
Zuerst das wärmste, dann das niederschlagsreichste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Dazu Hagelschauer und Stürme im Sommer. Es fühlt sich nicht so an, als hätten wir viel Kontrolle über das, was uns da draußen erwartet. Und auch politisch haben uns die Ergebnisse der letzten Wahlen betroffen gemacht. Es ist schwer zu akzeptieren, wie viele Menschen/Nachbar:innen/Familienmitglieder sich für Hass, Pessimismus und Abgrenzung entscheiden. Unsicherheit und Perspektivängste auf so vielen Ebenen zu spüren, hat sich auch auf unseren sozialen Zusammenhalt im Kollektiv ausgewirkt. Gerade mit Blick auf die kommenden Jahre fragen wir uns, wie es weitergehen soll. Reicht es aus, aus Idealismus das eigene Getreide anzubauen und dabei den Boden so regenerativ wie möglich zu schonen, wenn am Ende so wenig dabei herauskommt? Wenn jeder Schaden gleich einen Großteil der Ernte bedroht? Wir können nicht wissen, wer von uns in einem Jahr noch im Team sein wird, aber eines haben uns die letzten Wochen und der intensive Supervisionsprozesse gezeigt: So viel Verbundenheit und Zusammengehörigkeitsgefühl wie jetzt hatten wir vielleicht noch nie.
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Tierhaltung / Grünland / Käserei
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Eigentlich könnte man das über jeden Arbeitsbereich sagen. Sommer bedeutet lange Arbeitstage, Hoffen auf das richtige Wetter, mehr körperliche Arbeit als einem lieb ist und mit einem Auge schon auf die Wintervorbereitungen schauen. Es bedeutet aber auch, die Schönheit der Landschaft und die Kraft der gemeinsamen Arbeit genießen zu können. Wir hatten tolle Heuwochen mit vielen helfenden Händen und warmen Sommerabenden. So viel Gras wie in diesem Jahr hatten wir wohl noch nie. Eigentlich hatten wir uns an den Anblick der sonnenverbrannten, gelben Wiesen der letzten Jahre schon gewöhnt. Wir freuen uns über das beständige Grün. Leider hat das feuchtwarme Klima auch unerwünschte Nebenwirkungen. So breitet sich derzeit die Blauzungenkrankheit massiv in ganz Deutschland aus. Wir haben zwar noch keine bestätigten Fälle, aber bereits einen ungeklärten Todesfall bei unseren Absetzern. Durch die Besamungsprobleme im letzten Jahr hatten wir dieses Jahr sehr viele Sommerkälber. Wir sind froh, dass nach den Problemen im Frühjahr nun alle Kälber und Mütter gesund durch diese Phase gekommen sind, inklusive einer Zwillingsgeburt.
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Mit innovativen Kühlmethoden haben wir nun auch eine Übergangslösung für den warmen Käsekeller gefunden. Manchmal hat man das Gefühl, man müsse sich ständig neu erfinden oder zumindest eine sehr grundsätzliche Haltung der Flexibilität einnehmen, um in der handwerklichen Milchverarbeitung mit nur wenigen Kühen zu befriedigenden Ergebnissen zu kommen. Aber wir geben nicht auf und versuchen auch diesen Sommer wieder, das "perfekte" Mozarella-Rezept zu finden oder Frischkäsekugeln zu Gesichtern zu formen.
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Ackerbau / Bäckerei
Nach guten Erträgen aus den ersten beiden Jahren, ist die diesjährige Ernte leider mehr als unterdurschnittlich. Sowohl Roggen, als auch Weizen standen bereits im Winter nicht so gut da und haben durch die langanhaltende Nässe, bzw. Überflutungen mehr Platz und Energie an die eigentlichen erwünschten Begleitpflanzen verloren als sie sollten. Hier zeigt sich, dass wir dringend auf eine größere Anbaufläche angewiesen sind, wenn wir langfristig eigenes Getreide verbacken wollen. Denn eigentlich läuft es in der Bäckerei recht gut. Wir haben dieses Jahr endlich die Mindestanzahl Mitgliedschaften erreicht und mit Adri auch einen tollen neuen Menschen fürs Kollektiv gefunden, welcher mit viel Erfahrung und kreativer Freude Brot, Gebäcke und Kunst auf den Hof gebracht hat.
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Gemüsebau
Im Gemüsebau gibt es jedes Jahr ein Zeitfenster von wenigen Wochen, in dem sich die noch überschaubare Erntemenge plötzlich in Fülle und Vielfalt zu verwandeln scheint. Manchmal explodiert sie sogar. Paprika, Auberginen, Tomaten, Gurken, Salate, Bohnen, Mais und Co. Auf einmal sind sie reif und man kommt mit dem Ernten kaum hinterher. Gleichzeitig müssen die Lagerkulturen rechtzeitig vereinzelt, von Unkraut befreit und ausreichend geschützt werden. Hinzu kommt, dass auch diese Saison wegen Krankheit und Urlaub nie alle fest angestellten Gärtnerinnen gleichzeitig vor Ort sein konnten. Und dann kam der Hagel. Keine 50 Meter weiter fiel kaum ein Korn, aber auf dem Gemüseacker traf es uns mit voller Wucht. Die Angst war groß, dass das feuchte Wetter die Schäden durch Schimmel noch vervielfachen könnte. Nun, nach ein paar sonnigen Tagen und ein paar Wochen Wachstum sieht es wieder sehr gut aus, auch wenn die Zwiebeln und die Freilandtomaten nicht lagerfähig sind, bzw. einen ziemlichen Ausfall haben. Die Gurkenernte wurde durch eine Viruserkrankung vorzeitig beendet. Ein kleiner Einblick in unseren "Alltag" und vielleicht eine Warnung an alle, die sich den Gemüseanbau zu romantisch vorstellen.
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Nur dank der großartigen Hilfe von Freund:innen, Mitgliedern und Praktikant:innen, kurz der Arbeit so vieler, ist es überhaupt vorstellbar, sich jedes Jahr aufs Neue diesen komplexen, vielfältigen und arbeitsintensiven Sommerkulturen zu stellen. Es ist aber auch eine große Freude und ein Gewinn an Lebensqualität, aus so viel farbenfrohem Gemüse jeden Tag neue Gerichte zubereiten zu können. Jetzt, gegen Ende dieser Fülle, mit den ersten aussortierten Möhren und Beeten, richtet sich unser Blick mehr und mehr auf die Winterkulturen. Auch in diesem Jahr planen wir wieder eine Sauerkrautaktion mit unseren Mitgliedern.
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Der Hof
Wenn andere Betriebe vom Hoforganismus sprechen, stellt man sich vielleicht am ehesten einen zentralen Platz vor, wo sich alles trifft und zusammensitzt, bevor es wieder in alle Richtungen zur Arbeit verschwindet. Bei uns gibt es eigentlich immer nur zwei Richtungen: nach oben und nach unten. Wer weiß, wie oft wir jeden Tag den einen oder anderen Weg gehen, um Dinge von A nach B zu transportieren, Produkte herzustellen, zum essen, zur toiletten, zum wohnen, zum schlafen ... . Auf jeden Fall gehen wir unzählige Male an allem vorbei. Jede schmutzige Wand, jedes unaufgeräumte Werkzeug, jedes "kurz" abgestellte Glas oder Kleidungsstück fällt auf. Und natürlich auch kaputte Dächer, löchrige Wände, fehlender Putz, tropfende Dachrinnen - Baustellen eben. Was also bisher neben der Hauptarbeit liegen blieb, wurde an den Bautagen in Angriff genommen. Auch wenn wir nicht viele waren, so haben wir doch einiges geschafft: strahlende Wände, regendichte Dächer, isolierte Rohre und gestrichene Fensterrahmen. Wir freuen uns immer noch bei jedem unserer täglichen Schritte, die Kopfsteinpflaster hinauf und die Kieswege hinunter. Das ist unser schmaler, enger Hof.
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